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Mystik und Erfahrung Mystik und Erfahrung
Mystik und Erfahrung eröffnet einen Zugang zu einem wenig erklärten Bereich
und gibt Orientierung auf dem geistigen Weg.
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Mysticism and Experience
Mysticism and Experience opens an entrance into a seldom explained realm
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Das Ende der Welt oder Die Guten gewinnen Das Ende der Welt oder Die Guten gewinnen
Eine kleine Geschichte am Ende unserer Welt - Betrachtungen über uns selbst und unsere Zeit
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The End of the World or The Good Guys Win
A brief story occurring at the end of our world - looking closely at ourselves and our time
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Ein kleiner Diskurs zu dem was ist Ein kleiner Diskurs zu dem was ist: Soheit und die Entdeckung der Wirklichkeit &
Fragen an den Tod, Beelzebub, Adam und Eva, Gott und Sokrates

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A Short Discourse about What Is - Questions addressed to Death,
Beelzebub, Adam and Eve, God and Socrates

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Andere Bücher
Die Titel scheinen darauf hinzuweisen, dass ich mich mit diesen Veröffentlichungen anderen Themen zugewandt habe.
Sie sind mit T´ai Chi Ch´uan (abgekürzt T´ai Chi) und dem Wissen und den Erkenntnissen, die sich ihm verbinden aber auf das engste verknüpft. Sie sind aus ihm hervorgegangen. Das Erforschen und Üben der Langen Form 2 hatte einen großen Anteil daran.
Der nachfolgende Aufsatz über T´ai Chi gibt ein kurzes Resümee über diese außergewöhnliche Bewegungskunst. Dabei geht es weniger um T´ai Chi als Übungssystem als um das was es eröffnet und zugänglich machen kann. Darüber ist vergleichsweise wenig bekannt. Der Zusammenhang der „anderen Bücher“ mit T´ai Chi lässt sich so am ehesten nachvollziehen.
In einer kurzen Zusammenfassung, wie der folgenden, sind keine ausführlichen Darstellungen der angesprochenen Inhalte zu erwarten.



T´ai Chi – Spiritualität und Natürlichkeit

Es ist nicht einfach, T´ai Chi zu verstehen. Vieles von dem was man von östlichen Wegen her kennt, scheint dort zu fehlen. Es gibt keinen äußeren Rahmen, wie ein Kloster in dem Schüler von ihrem Lehrer unterwiesen werden, keine Organisationsformen, Hierarchien, auch keine Kleiderordnung. T´ai Chi scheint sich auf Übungen zu reduzieren, die für jedermann zugänglich sind, derer man sich „bedienen“ kann, um davon in vielerlei Hinsicht zu profitieren. Vielleicht weiß man von einem taoistischen Hintergrund des T´ai Chi Ch´uan, den man aber nicht weiter bestimmen könnte. Dass T´ai Chi Ch´uan, T´ai Chi, das Höchste-Letzte, in seinem Namen trägt und dass es sich dabei um ein Synonym für das Tao handelt, ist weitgehend unbekannt. In der Regel wird das Chi in seinem Namen als Ch´i (Lebensenergie) interpretiert. Ein Missverständnis, das von der Transkription aus dem Kantonesischen, der früheren chinesischen Amtssprache, herrührt. Ohne Apostroph liegt eine andere Bedeutung vor.

Hat man schon eine Vorstellung vom Taoismus und wüsste, dass sich ihm, dem Hinduismus und Buddhismus vergleichbare Übungssysteme verbinden, ist schon eher ein Bezug gegeben. Wie diese werden auch die taoistischen Übungen vorrangig im Sitzen praktiziert. Sie beziehen Atmung und geistige Sammlung ein, geben die Konzentration auf feinstoffliche Zentren vor und leiten die sogenannte spirituelle Entwicklung eines Menschen in die Wege. Man sollte meinen, dass damit auch T´ai Chi Ch´uan als Methode umrissen sei, dass es sich auf das gleiche Wissen bezöge. Das stimmt in vielerlei Hinsicht. Im T´ai Chi soll Ruhe in Bewegung gefunden werden, was auch von daher eine Nähe zu den im Sitzen geübten Meditationen aufzeigt.

In der Tat gehen aus Übungssystemen, ob sie im Sitzen oder in Bewegung geübt werden, vergleichbare Entwicklungen und damit entsprechende Erfahrungen und vergleichbares Wissen hervor. Das Üben in Bewegung bewirkt darüber hinaus eigene Zugänge zum Innersten von Leben und Sein. Dabei ist zuerst der Zugang zur Lebensenergie Ch´i zu nennen. Diese Energie und ein, ihr verbundenes Zentrum in der Körpermitte (Unteres Tan Tien, Hara) stehen im Vordergrund der sogenannten inneren Kunst der asiatischen Selbstverteidigung. Auch im T´ai Chi Ch´uan der heutigen Zeit ist ein daran ausgerichtetes Üben verbreitet. Über die Konzentration auf dieses Zentrum eröffnet sich ein Zugang zur Lebensenergie, der unter anderem darin resultiert, sie anhand bestimmter Selbstverteidigungstechniken einzusetzen. Positive Auswirkungen des T´ai Chi Ch´uan, im Hinblick auf die Gesundheit stehen damit desgleichen in Verbindung. In den Publikationen zu T´ai Chi, auch in unseren T´ai Chi-Büchern, ist dies vielfach dargestellt. Damit sollte T´ai Chi als Methode nun ganz erfasst sein. So gesehen scheint es sich, von anderen östlichen Übungssystemen nicht wesentlich zu unterscheiden.

Was macht T´ai Chi Ch´uan dann so bedeutungsvoll, wie kommt es zu einer Namensgebung, die keinen Bezug zur Lebensenergie aufweist? Warum nimmt es unter den Übungen aus dem alten China einen so herausragenden Platz ein? Warum gilt es als einzigartig? Unterscheidet sich das T´ai Chi aus einer früheren Zeit womöglich von dem was und wie wir heute üben?

Kann es sein, dass das T´ai Chi das heute geübt wird, zwar die gleichen Wurzeln hat, sich aber auf nur wenige, und zwar gerade seine leichter zugänglichen, Aspekte bezieht wie ein einzelnes Zentrum oder eine einzelne Energieform?! Abgesehen davon, dass auch ein solches T´ai Chi Ch´uan zu wertschätzen ist, hat sich ihm ursprünglich womöglich eine viel komplexere Ausführung und damit sehr viel mehr Wissen und Erfahrung verbunden?

Gehen wir noch einmal zurück zu dem was ich anfangs erwähnt hatte. T´ai Chi, ein Übungssystem das kaum greifbar scheint, versehen mit einem überaus bedeutungsvollen Namen. Cheng Man-ch´ing wählte in dem ersten von ihm und seinem Schüler Robert W. Smith veröffentlichten Buch den Titel: „T´ai Chi – The Supreme-Ultimate Exercise“ (Die Übung des Höchsten-Letzten). Ein Übungssystem, das das Höchste-Letzte (Tao) in seinem Namen führt, weist auf einen taoistischen Hintergrund hin mit einer entsprechenden Ausrichtung seiner Methode. Gleichwohl werden bekanntlich bedeutende taoistische Schriften, wie die von Lao Tse und Chuang Tze, im Unterricht von T´ai Chi weder studiert noch rezitiert. Wie erklärt sich das?

Schauen wir auf den Yang-Stil, dann beziehen sich seine Lehrer auf wenige kurze Texte, die sogenannten klassischen Schriften, die seit einigen Jahrhunderten vorliegen. Ihnen fügen sich, in den unterschiedlichen Überlieferungen, Kommentare bekannter Lehrerpersönlichkeiten hinzu. Auch dabei handelt es sich um meist kurz gefasste Anweisungen, die die Gestalt der Formen und deren Ausführung betreffen. Sie sind praxis-bezogen, beziehen sich aber deutlich auf taoistische Werte: Sich-zurücknehmen, Geschehen-lassen, Absichtslosigkeit sind Beispiele dafür. In sie eingebunden finden sich Vorgaben für eine aus dem Inneren hervorgehende Ausführung, zum Beispiel: „Geist – Energie – Körper“. D.h. die Energie soll vom Geist bewegt werden und daraus die Bewegung des Körpers entstehen. „Der Mühlstein bewegt sich aber seine Achse nicht.“ Ein Satz, der eine kontinuierliche, einem Mühlstein ähnliche Bewegung des Rumpfes vorgibt, die sich getrennt von seiner, einem Stab gleichen Achse verhält. „Das Grade im Gebogenen suchen“. Von der gerundeten Bewegung bzw. Haltung zum Beispiel eines Armes soll gleichwohl Richtung ausgehen. Ist man aufmerksam geworden, vermitteln schon diese Beispiele, dass im T´ai Chi mehr angelegt ist als es vielen Übenden heute bewusst ist. Allgemein bewegen Übende, wenn, dann mit ihrem Körper Energie und nicht umgekehrt; eine Ausrichtung der Formen am Mühlstein-Prinzip ist weitgehend verloren; bogenförmige Bewegungen, schon der Arme sind in den heutigen Formen nur im Ansatz enthalten.

Nehmen wir einen Satz von Fu Zhong Wen zu Hilfe, um eine Brücke zum alten T´ai Chi zu bauen. Fu Zhong Wen schreibt in einer Kalligraphie, die er Toyo und mir Ende der 1980ziger Jahre in Shanghai zum Geschenk gemacht hatte: „In allem Harmonie und Natürlichkeit.“ (siehe Seite 199 in T´ai Chi Ch´uan und die 8 Richtungen). Zu dieser Zeit hatte Fu Zhong Wen mehr als 70 Jahre T´ai Chi geübt.

Um diesen Satz zu erschließen, benötigen wir Wissen vom Taoismus, besser vom ursprünglichen Taoismus. Diese Unterscheidung ist einem Verständnis wichtig und hilfreich. Wie bei den anderen Religionen wird auch der Taoismus heute vor allem mit seinen später entstandenen Lehrgebäuden in Verbindung gebracht. Die bekannten Lehren der 5 Elemente und des Yin und Yang waren in seinen Anfängen noch nicht enthalten und bestimmen auch das T´ai Chi nicht, wie oftmals angenommen. Siehe Yang Cheng Fu: „In Wirklichkeit gibt es kein voll und leer.“

Die Anfänge des Taoismus sind bestimmt von den sogenannten großen Erfahrungen. Das sind das Hinüberschreiten (transcendere) und die Erfahrung des Höchsten-Letzten, des Einen, des Namenlosen (Tao). Das Hinüberschreiten, das vom Buddhismus bekannt ist, führt über die Vorstellungswelt des Menschen hinaus, es lässt reinen Geist, Leere und Nichts erfahren. Die letzte große Erfahrung macht das Tao, das Höchste-Letzte, offenbar, etwas, das sich jenseits aller Vorstellungen verhält.

Die Inhalte der großen Erfahrungen wurden als etwas wahrgenommen, das sich mit Konzepten nicht greifen lässt, der Zugang war der Erfahrung vorbehalten. Das Erfahrene erfuhr keine Auswahl oder Beschränkung wie in anderen Lehren und Religionen. Das Tao wurde weder angebetet noch in Rituale eingebunden. Es wurde nicht personifiziert. Gleichwohl wurde Schöpfung darauf zurückgeführt. Was sich offenbarte, musste etwas Vorhandenes, Universales sein. In diesem Umfeld konnte sich kostbares Wissen erhalten. Erkenntnisse über das Immaterielle, seine Erscheinungen, Energien und Kräfte gehen aus den großen Erfahrungen hervor. Auch das Wissen von Phänomenen, die große universale Zusammenhänge betreffen, wie die universale Mitte, das Nichts und die Leere rührt von den großen Erfahrungen her. Diese Erscheinungen gehören in den Bereich des Unbestimmbaren (Undifferenzierten). Wie das Tao, sind sie benennbar, darüber hinaus nicht definierbar. Sie unterscheiden sich von den Erscheinungen der immateriellen Welt. Auch wenn die großen Erfahrungen heute im Hintergrund stehen und taoistische Praktiken mit Ausrichtungen auf leichter zugängliche immaterielle Erscheinungen vorherrschen, bezeichnen die großen Erfahrungen immer noch den Ausgang und das Zentrum der taoistischen Spiritualität. Sie sagen etwas aus über den großen Zusammenhang des Lebens und Seins in den der Mensch eingebunden ist. Die großen Erfahrungen bewirken nicht nur die Wandlung (Transformation) eines Menschen und seine Verwirklichung im spirituellen Sinne, sie führen auch zu einer eigenen Sicht des Lebens und der Welt. Die Schriften von Lao Tse und Chuang Tze haben diesen Hintergrund. Sie sind Zeugnisse des Lebens und Seins, zeitlos und universal. Sie gelten heute als Weisheitslehren, weiß man sie zu lesen, erkennt man ihre Spiritualität.

Schriften zu studieren und zu rezitieren, kann gleichwohl nicht im Vordergrund stehen. Sie sind Ausdruck des Erfahrenen, aber es benötigt die Praxis, das Üben, sich ihren Inhalten anzunähern und sie zu erschließen. Seit jeher wird dazu das Wissen vom Immateriellen, seinen Erscheinungen, Energien und Kräften genutzt. T´ai Chi fügt sich hier ein. Da es Bewegung und Ruhe in sich vereint, sind ihm eigene Umsetzungen dieses Wissens gegeben. Es ist in seinen Formen überliefert. Was T´ai Chi zu erschließen vermag, bewegt sich in dem geschilderten Zusammenhang der taoistischen Spiritualität.


In allem Harmonie
Harmonie gilt im Taoismus als in der Natur des Lebens und Seins angelegt. Die Harmonisierung des Menschen ist ein Ideal der taoistischen Übungssysteme. Liest man davon wird man es wahrscheinlich für gut und wichtig erachten, wüsste es darüber hinaus aber kaum einzuschätzen. Harmonie hat eine Quelle. Ihre Bedeutung führt sich auf die letzte große Erfahrung zurück. Dass wir sie als etwas für sich Stehendes wahrnehmen oder überhaupt von ihr wissen, kommt vom großen Einklang. Er ist ein Merkmal der letzten großen Erfahrung. Harmonie im Sinne eines anhaltenden Seins-Zustandes wird vom großen Einklang genährt.
Nennt Fu Zhong Wen Harmonie in seiner Kalligraphie, dann gilt es, dies zu bedenken.


In allem Natürlichkeit
Versuchen wir zu ergründen, was hinter Fu Zhong Wens Nennen von Natürlichkeit steht.
In der westlichen Welt bezeichnet Natur zuerst einmal die uns umgebende oder sichtbare Natur. Es gibt aber auch eine innere Natur, die vom Immateriellen (Feinstofflichen) gebildet wird, die hinter dem Äußeren (Physisch-Materiellen) steht.
Über die „äußere“ Natur haben wir uns weitreichende Kenntnisse erworben; von der immateriellen Natur wissen wir wenig, wenn, dann vor allem aus den spirituellen Lehren und Religionen des Ostens und deren Praktiken. Wie im Taoismus ist dort Wissen von immateriellen Erscheinungen wie den feinstofflichen Zentren, Energien und Kräften überliefert. Die Erscheinungen werden drei großen immateriellen Komponenten zugeordnet. Wir kennen sie als Geist, Seele und Lebensenergie. Auch Geist und Seele sind Erscheinungen mit eigenen Energien und Kräften. Gemeinsam mit der Lebensenergie sind sie im Menschen aber auch allgemein gegeben. Man weiß von ihrer Bedeutung für die spirituelle Entwicklung des Menschen und weiteren auf sie bezogenen spirituellen Erfahrungen.

Taoistische Übungssysteme, werden seit vielen Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden praktiziert. Ihre Methoden im Sitzen und in Bewegung sind mit immateriellen Erscheinungen befasst. Man sucht das in ihnen angelegte Potenzial für die spirituelle Entwicklung des Menschen zu nutzen. Dass die bekannten feinstofflichen Zentren – das geistige Zentrum (im oberen Kopfbereich), das Herzzentrum (im Bereich der Brust), das Zentrum der Lebensenergie (in der Körpermitte) – eine spirituelle Anlage aufweisen ist ein Erfahrungswert. Nicht nur die Zentren selbst, auch der Zusammenhang in dem sie sich befinden und die Wirkungen, die von ihnen ausgehen, weisen auf eine spirituelle Anlage hin. Natur und Spiritualität in einem Zusammenhang zu sehen, liegt schon von daher nahe. In den geistigen Wegen beziehen wir uns auf diese Gegebenheiten, aber es ist nicht der Mensch, der Spiritualität in die Welt setzt.

Je weiter die spirituelle Erfahrung in das Innerste von Leben und Sein hineinführt, desto deutlicher wird, dass es sich bei immateriellen Erscheinungen um natürliche Phänomene handelt. Dieser Aspekt wird durch die Einbindung der immateriellen Erscheinungen in die vielen Lehren und Religionen verdeckt. Versehen mit jeweils anderen Namen scheint es sich um andere Phänomene zu handeln – es sind aber die gleichen. Auch wenn im Taoismus ein ähnliches Vorgehen erkennbar ist, Erscheinungen benannt werden und in Praktiken eingebunden sind, stehen in seinen Übungssystemen die Ausrichtung an der Natur des Menschen, an natürlichen Gegebenheiten, natürlichem Verhalten und Geschehen in der immateriellen und physisch-materiellen Welt im Vordergrund. Der Wert dieser Ausrichtung wird oftmals verkannt. Einer Ausrichtung an Natürlichem, scheint es an Spiritualität zu fehlen. Es ist aber gerade diese Ausrichtung, die ihr umfassend gerecht werden kann und es vermag, die Übenden weit zu führen.

Welchen Platz nimmt T´ai Chi hier ein?
Dass T´ai Chi an der Natur des Menschen, des Lebens und Seins ausgerichtet ist, war ein Thema in unserem Unterricht bei Dr. Chiang Tao Chi und Fu Zhong Wen. Diese Orientierung ist aber bei vielen Methoden und Praktiken gegeben. Allerdings stehen dort meist einzelne immaterielle Erscheinungen im Vordergrund. Faszinierende Entwicklungen sind daran geknüpft.

Um einzigartig zu sein, muss mehr gegeben sein. Vorhandenes Wissen in der einen oder anderen Weise einzubeziehen, reicht dafür nicht. Wissen muss umfassend eingebunden werden, es bedarf eines anderen Ansatzes.

Um dies zu veranschaulichen, werfen wir einen Blick auf die drei Hauptaspekte des T´ai Chi Ch´uan: Gesundheit, Selbstverteidigung und Meditation. Allen kommt die gleiche Bedeutung zu, die drei Aspekte formen ein Ganzes. Die Gesundheit trägt der Selbstverteidigung und der Meditation zu. Die Selbstverteidigung fördert die Gesundheit und die meditative Geisteshaltung. Die Meditation begünstigt die Gesundheit und die Kunst der Selbstverteidigung.
Jeder einzelne Aspekt ist in ein Ganzes eingebunden und trägt dem jeweils anderen zu. Eine Vorgehensweise, die dem taoistischen Verständnis vom Ganzen entspricht – einem universalen Prinzip, das für Integration und Vernetzheit eines jeden Einzelnen steht, ohne etwas außen vor zu lassen.

Auch wenn es schwer nachvollziehbar sein mag, ist dieses Prinzip für T´ai Chi unveräußerlich. Jedes Detail in dem Zusammenhang von Physisch-Materiellen und Immateriellen hat diese Orientierung. Jedes Detail fördert die jeweils anderen.
Und es ist sogar so, dass dieser Grundsatz, auch wenn er keine präzise Umsetzung erfährt, einen Großteil der Faszination ausmacht, die sich dem T´ai Chi seit jeher verbindet.

Es wird verständlich, dass ein solcher Anspruch in der Gestaltung einer Methode sich nur verwirklichen lässt, wenn profundes Wissen von der inneren und äußeren Natur sowie der Einbindung des Menschen in den großen Zusammenhang des Lebens und Seins gegeben ist – Wissen das in vielem von den großen Erfahrungen herrührt. Und es ist noch mehr vorausgesetzt, das Prinzip des Ganzen muss wirklichem Verhalten und Geschehen entsprechen. Es muss im Leben und Sein angelegt sein, es muss universal sein. Sonst gäbe es keinen Zugang dazu und kein Übungssystem, das sich einer solchen Herausforderung stellen könnte.

Eine Übung mit diesen Vorgaben erscheint überaus komplex, ein Üben kaum umsetzbar. Es geht aber allein um die Herstellung eines natürlichen Zustands – der angelegten Natur des Menschen, die spirituell ist. Hat ein Einzelnes seinen angestammten Platz gefunden und eingenommen, trägt das der Entfaltung des Ganzen bei. Je mehr an seinen Platz gelangt, desto präsenter ist die innere Natur. Das Immaterielle entfaltet seine Wirkung. Es ist gleichbedeutend mit einem Erwachen, das den ganzen Menschen erfasst. Eine solche Herangehensweise ist ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf das Einswerden mit dem Tao. Die großen Erfahrungen sind nicht an die Öffnung eines einzelnen feinstofflichen Zentrums geknüpft, sie beziehen den ganzen Menschen ein. Die Integration von Physisch-Materiellen und Immateriellen öffnet das Tor zum Undifferenzierten.
Diese Zusammenhänge lassen sich an der inneren Ausführung wie wir sie in der Langen Form 2 praktizieren, unmittelbar nachvollziehen.

Ein solches Üben birgt einen Erfahrungsweg in sich. Ist eine ursprüngliche Ausführung gegeben, nimmt man die Form einem Schlüssel gleich wahr. Sie erschließt das überlieferte Wissen vom Menschen und seiner Einbindung in den großen Zusammenhang von Leben und Sein. Die Prinzipien der Gleichzeitigkeit und Gegenläufigkeit im Zusammenhang von Körperbewegung und Energieverlauf, eröffnen einen Zugang zu den Gesetzmäßigkeiten des Immateriellen. Sie offenbaren das Verhalten jenseits von Raum und Zeit. Orientierung in einem sonst kaum zugänglichen Bereich ist gegeben. Es befördert den geistigen Weg in vielerlei Hinsicht – ein Zugang, der immer noch allein Vorhandenes, Allgemeingültiges betrifft.

Eine Ausrichtung an der Natur des Menschen, des Lebens und Seins ist eine strenge Vorgabe. Sie stellt im taoistischen Sinne nichts Eigenes dar und schafft nichts Eigenes. Die Größe des T´ai Chi ist darin begründet. Weiß man davon, findet ein im T´ai Chi seit langem überliefertes Wort Erklärung: Schon eine kleine Änderung führt ab vom Weg. Dieser Satz wird in der T´ai Chi-Welt im Hinblick auf Abweichungen von einer jedweden Form genutzt. Er hat aber mit dem Wesen des T´ai Chi zu tun und seiner Ausrichtung.
Vergegenwärtigt man sich diese Ausführungen, lässt sich die Bedeutung die Natur im Taoismus innehat, zumindest ein Stück weit, ermessen. Nennt Fu Zhong Wen in seiner Kalligraphie, Harmonie und Natürlichkeit in allem, spricht er ein Verständnis von Natur an, welches das Leben und Sein umschließt und Geistigkeit in sich birgt.

Gehen wir noch einmal zurück zum Aspekt der Natürlichkeit.
In den geistigen Wegen wird das Folgende oft diskutiert: Muss der Rahmen einer Methode gesprengt werden, um zum Letzten zu gelangen? Die Diskussion sagt etwas aus über die Wahrnehmung von Methoden und Praktiken. Sie werden im Sinne eines Rahmens wahrgenommen, der Entwicklung beinhaltet aber auch Einschränkung. Ist der Bezug des T´ai Chi auf Natürlichkeit womöglich auch ein Rahmen, den es zu sprengen gilt?

Die Einzigartigkeit des T´ai Chi ist aber gerade dadurch gegeben, dass es nicht einschränkt. So wie seine Methode an Natürlichkeit in allem ausgerichtet ist, ist T´ai Chi ihr grundlegend verbunden. Das gilt für seine drei Aspekte gleichermaßen. Die Frage bezüglich eines Rahmens und eines Hinausführens über ihn, stellt sich nicht.

In seinem Bezug auf Natürlichkeit steht der ursprüngliche Taoismus für das was erfahren wird, seinem Sosein nach – es ist so wie es ist. Darin ist er der Mystik nahe. Mystische Zeugnisse geben Inhalte und Werte des Erfahrenen in seiner Natürlichkeit und Allgemeingültigkeit wieder. Sie stellen keine Konzepte auf. Lehren und Religionen mögen diese Inhalte und Werte in ihre Lehrgebäude einbringen, gleichwohl stehen sie, ihrem Sosein nach, für sich.

Dass Übende eines klassischen T´ai Chi, das doch offenbar im Herzen des ursprünglichen Taoismus angesiedelt ist, das Wort Taoismus selten im Munde führen und sein Nennen sogar als weitgehend verzichtbar empfinden, findet so Erklärung. Man würde sich noch nicht einmal Taoist nennen wollen.
Mehr als sich als Übende von T´ai Chi zu bezeichnen, muss nicht gesagt sein. Dass äußere Festlegungen, wie Organisationsformen im T´ai Chi fehlen, legt dieser Hintergrund desgleichen nahe.



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Zu den anderen Büchern
Führt man sich diese Ausführungen vor Augen, lässt sich ermessen, dass das Üben von T´ai Chi Zugänge erbringt. Über Öffnung und Verfeinerung der Wahrnehmung wird der Bereich des Immateriellen zugänglich. Der Zusammenhang von innerer und äußerer Natur erschließt sich; das Verständnis der äußeren Natur erweitert sich. Ist Orientierung in diesen Bereichen gegeben, treten immaterielle Erscheinungen und Zusammenhänge gleichsam zutage, sie werden darstellbar. Legt man sie nieder, gleicht es einem Bericht. So wie es sich bei den Erscheinungen und deren Wirken um natürliche Phänomene handelt, muss die Darstellung dort verbleiben. Eine Einbindung in Vorstellungsmodelle steht außen vor. Die eigenen Vorstellungen sind nicht gefragt. Dem Natürlichen selbst wird eine Stimme gegeben.
Diese Darstellungsweise kennzeichnet die „anderen Bücher“. Darüber sollte man sich im Klaren sein, sonst hat man vielleicht Erwartungen, die diese Bücher gar nicht erfüllen können. T´ai Chi ist in ihnen kein Thema.

In dem Text zur Mystik (Mystik und Erfahrung) haben die spirituellen Erfahrungen Darstellung gefunden. In dem Text (Eine Reise zum Menschen) wird der Mensch von seiner Aufrichtung an angeschaut. Das widersprüchliche Verhalten des Menschen, allgemein und speziell in unserer Zeit, wird ergründet. Der Text (Soheit und die Entdeckung der Wirklichkeit) beruht auf dem gleichen Zugang zum Immateriellen. Er lässt ein anderes Bild vom Menschen, vom Leben und der Welt entstehen als das allgemein vertraute. In den beiden zuletzt genannten Büchern ist jeweils ein Text in Dialogform enthalten. Die Dialoge sind anfänglich als eigene Titel erschienen.

1) Mystik und Erfahrung (2012)
2) Die Dialoge „Das Ende der Welt oder die Guten gewinnen“ (2011) wurden mit dem Text „Eine Reise zum Menschen“ (2016/ 2019) erweitert.
3) „Ein kleiner Diskurs zu dem was ist“ enthält die Dialoge „Fragen an den Tod, Beelzebub, Adam und Eva, Gott und Sokrates“ (2011). Ihnen wurde (2018) der Text „Soheit und die Entdeckung der Wirklichkeit“ hinzugefügt.