Literatur zur Langen Form 2

T'ai Chi Ch'uan & Die 8 Richtungen:
Auf der Suche nach den Anfängen

Das Buch eröffnet einen Zugang zum Bereich des inneren T'ai Chi Ch'uan. Das Wissen um diesen weitgehend unbekannten Bereich vervollständigt das Verständnis dieser einzigartigen Kunst.

Die Darstellung erschließt in Einklang mit alten Überlieferungen des T'ai Chi Ch'uan eine ursprünglich in seinen Bewegungsabläufen enthaltene innere Ausführung. Dabei treten die Anfänge des T'ai Chi Ch'uan auf unerwartete Weise hervor. Die innere Ausführung im Sinne einer inneren Form ist detailliert und nachvollziehbar beschrieben. Sie ist auf andere Stile übertragbar. Ihre praktische Umsetzung wird vor dem Hintergrund zweier klassischer Formen des Yang-Stils nach Yang Cheng Fu und Cheng Man Ch'ing erklärt.

Wissen und Erfahrung dieser alten taoistischen Bewegungskunst sind nicht nur für Übende des T'ai Chi von Belang. Sie können in vielerlei Hinsicht bereichernd sein. T'ai Chi Ch'uan berührt sehr viel mehr existentielle Bereiche als oftmals vorgestellt.



Petra Kobayashi
T'ai Chi Ch'uan & Die 8 Richtungen:
Auf der Suche nach den Anfängen
München 2013
ISBN: 978-3-00-042365-9
EUR 26,50 (diesen Titel bei amazon bestellen)
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Das innere T'ai Chi und die Suche danach gewinnt in der westlichen Welt zunehmend an Bedeutung. Wobei im klassischen T'ai Chi Äußeres und Inneres aufeinander bezogen sind, sie bilden eine Einheit. D.h. der Zugang zu seinem Inneren ist in seinen Formen angelegt, es stellt nicht etwas Unerreichbares dar. Um sich diesen Zusammenhängen anzunähern benötigt es ein Lernen und Üben – im Sinne einer Formschule ­– so wie sie vormals gegeben war. Dann weisen die Formen, wenn nicht T'ai Chi selbst, den Weg.

Es muss also Gründe dafür geben, dass das Wissen vom inneren T'ai Chi heute so wenig präsent ist und die Suche nach ihm verstärkt hervortritt.

Vorstellungen vom inneren T'ai Chi wie sie in der westlichen Welt gegeben sind, beziehen sich in der Regel auf den Bereich der Lebensenergie Ch'i und Wirkungsweisen derselben. Wenn damit das innere T'ai Chi schon beschrieben ist und ein solches Innere das Höchste in ihm Anzustrebende sei, müsste man kein T'ai Chi üben. Ein Zugang zur Lebensenergie ist durch andere östliche Übungssysteme genauso gegeben.

Schauen wir auf das T'ai Chi der letzten Jahrhunderte, sind aus seinen Wurzeln unterschiedliche Ausprägungen "Stile" hervorgegangen. Wurde T'ai Chi geübt, bewegte man sich in Rahmen des jeweiligen Stils, und das ausschließlich. Eine Vermischung mit anderen Methoden, noch nicht einmal den inneren Kampfkünsten, stand außer Frage. Die klassischen Formen sind anspruchsvoll, sowohl in der Aneignung als auch in der Ausführung. Sie fordern Schüler und Lehrer gleichermaßen. Taoistische Werte: Sich-zurücknehmen, Geschehen-lassen, Absichtslosigkeit sind in ihrem Üben umzusetzen.

Die Verbreitung des T'ai Chi in der westlichen Welt brachte nicht nur Veränderungen, sondern auch einen anderen Umgang mit T'ai Chi mit sich. Vereinfachte Ausführungen wurden geschaffen, die sich keinem Stil mehr zuordnen. Übende kennen weder den taoistischen Hintergrund noch die Geschichte des T'ai Chi Ch'uan. Überlieferte Vorgaben für Haltung und Bewegungsweise sind nicht bekannt. Gleichwohl sollen solche vereinfachten Ausführungen – die immer noch als T'ai Chi weitergegeben werden – das gleiche erbringen wie die klassischen Stile. Sie werden nicht selten mit Elementen westlicher und/ oder östlicher Übungssysteme kombiniert.

Etwas Vergleichbares ist im Umfeld der klassischen Stile zu beobachten. Werden sie ohne Formschule unterrichtet und stehen taoistische Werte außen vor, verstellt sich der Weg. Eine Vervollkommnung im T´ai Chi scheint kaum greifbar. Methoden werden hinzugenommen, die vorgestellte Entwicklungen leichter und schneller erbringen sollen. Ist eine ernsthafte Suche gegeben sind es oftmals gezielte Praktiken, die mit der Lebensenergie Ch'i und ihrer Anwendung in der Selbstverteidigung befasst sind. Damit meint man dem Anspruch des T'ai Chi eher gerecht zu werden. Den Zugang zum inneren T'ai Chi bzw. sein Inneres sieht man dort gegeben. Das Üben der Formen tritt nicht nur in den Hintergrund, es wird gering geachtet.

Eigene Wege entstehen, die desgleichen unter der Bezeichnung T'ai Chi weitergeführt werden. Unabhängig von der jeweiligen Ausrichtung ist die Faszination für T'ai Chi immer noch vorhanden. Das Innere des T'ai Chi bleibt etwas Bedeutungsvolles, auch wenn nach ihm mit Hilfe anderer Methoden gesucht wird. Der Zugang zu seinem Inneren setzt aber das Nutzen seiner eigenen Mittel voraus, und das ist schon immer das Üben der Formen, die sein Wissen in sich tragen.

Für Außenstehende mag dieses Geschehen schwer nachvollziehbar sein. Es handelt sich um Entwicklungen, die die Verbreitung des T'ai Chi in der westlichen Welt begleiten, nicht unähnlich anderer großer östlicher Übungssysteme. Unabhängig davon wird das klassische T'ai Chi Ch'uan weitergegeben und geübt.